Fluorid

Fluoride gehören zur Gruppe der Spurenelemente. Fluorid trägt primär zur Härtung von Zähnen und Knochen bei. Darüber hinaus sagt man ihnen eine Wachstumsfunktion bei Säuglingen nach

Deutschland ist ein Fluoridmangelgebiet. Wie es dir dennoch gelingt, deinen Bedarf an Fluorid zu decken, welche Lebensmittel besonders fluoridhaltig sind und wie sich ein Fluoridmangel bemerkbar macht, erfährst du bei Natty Gains.

Fluorid

Was ist Fluorid?

Fluor ist ein nicht-metallisches, gasförmiges und stark reaktionsfähiges Element aus der Gruppe der Halogene. Schon Agricola, der berühmte Naturforscher, forschte im 16. Jahrhundert und dokumentierte die Verwendung von Flussspat. Dennoch dauerte es bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts, bis Fluor genau definiert wurde. Fluor ist sehr reaktionsfreudig. Deshalb tritt es in der Natur nur chemisch gebunden auf. Beispiele hierfür sind Apatit, Topas und Kryolith. Oder aber es kommt als Spurenelement in pflanzlichen und tierischen Organismen vor.

In der Industrie stellt man aus Fluorid beispielsweise Plastikstoffen her. In der Medizin gibt es eine Reihe von fluoridhaltigen Arzneimitteln, wie z.B. Antirheumatika und Nebennierenrindenhormone.

Für unsere Ernährung haben nur die anorganischen Verbindungen als Fluoride eine wichtigte Bedeutung.

Unser Körper besteht zu etwa 2-5 Gramm aus Fluorid. Nicht umsonst wird es daher auch als Spurenelement bezeichnet. Bisher gilt es als ein nicht essentielles Spurenelement. Zumindest debattieren die Wissenschaftler noch über die Lebensnotwendigkeit von Fluorid für den Menschen. Wenn wir einen näheren Blick auf die Funktionen von Fluorid in unserem Körper werfen, dann wird jedoch schnell, wie wichtig Fluoride sind. Insofern spricht doch einiges für den essentiellen, lebensnotwendigen Bedarf.

Welche Funktionen hat Fluorid?

Zunächst: wo ist Fluorid in unserem Körper zu finden? Tatsächlich befindet sich ein Großteil, nämlich ca. 95% des im Körper vorhandenen Fluorids in den Zähnen und in den Knochen. Geringe Mengen sind in der Haut, den Nägeln und Haaren enthalten.

Fluorid ist Bestandteil von Apatit, das die Knochen- und Zahnstrukturen härtet und das Gewebe stabiler macht. Es verstärkt also die Kristallinität der Apatite. Durch die Anwesenheit von Fluorid ist der Zahnschmelz deutlich widerstandsfähiger gegenüber schädlichen Angriffen von Säuren, die im Mund von Kariesbakterien gebildet werden.

Ausreichende Mengen an Fluorid im Speichel sorgen außerdem dafür, dass die Remineralisation von kleineren Kariesschäden im Zahnschmelz gefördert wird. Remineralisation bedeutet in dem Zusammenhang das Wiedereinlagern von zerstörten bzw. verloren gegangenen Mineralien des Zahnschmelzes nach vorhergehender Demineralisation. Gleichzeitig hemmt Fluorid auch möglicherweise die Säurebildung in den Zahnbelägen.

Fluorid kann aus einem anderen Grund auch noch ein essentieller Bedarf zugesprochen werden. Beobachtungen zeigen, dass sich Kinder bei einem Fluoridmangel in der Schwangerschaft und im ersten Lebensjahr von Säuglingen langsamer entwickel.

In welchen Lebensmitteln steckt Fluorid?

Deutschland ist ein Fluoridmangelgebiet. Ebenso wie Jod ist Fluorid in den Böden und Äckern nur gering verfügbar. Die meisten Lebensmittel - und somit auch unsere Ernährung - sind daher sehr fluoridarm.

Aus diesem Grund macht es Sinn, Fluorid in geringen Mengen regelmäßig mit z.B. Fluoridsalz und Fluoridtabletten zu ergänzen. Um die Zähne effektiver zu schützen, kann man unter anderem fluoridierte Zahnpasten und Zahngele verwenden.

Trinkwasser

Trinkwasser ist eine wichtige Fluroid-Quelle. Allerdings beträgt der Fluoridgehalt in 90 % aller Regionen in Deutschland weniger als 0,25 mg Fluorid pro Liter Wasser. Das ist viel zu wenig, wenn der tägliche Bedarf gedeckt werden soll. In einigen wenigen Gebieten haben Untersuchungen bis zu 0,7 mg Fluorid pro Liter Wasser oder mehr ergeben. Das ist dann allerdings die Ausnahme. Wer sich über die regionalen Werte genauer informieren möchte, sollte sich an die örtlichen Gesundheitsämter und Wasserwerke wenden.

Meeresfische und schwarzer Tee

Verhältsnismäßig viel Fluorid im Vergleich zu anderen Lebensmitteln enthalten Meeresfische und schwarzer Tee. So enthält 1 l schwarzer Tee 1 mg.

Jedoch reicht das nicht aus. Deshalb reichert man im Lebensmittelhandel Speisesalz mit Fluoriden (und mit Jod) an. So nimmt man mit 1 Gramm fluoridiertes Salz 0,25 mg zusätzliches Fluorid auf.

Fluoridreiche Lebensmittel enthalten in 100 Gramm:

Ölsardinen (mit Gräten) 0,2 - 0,4 mg
Huhn 0,06 - 0,1 mg
Tee 0,01 - 0,42 mg

2 mg Fluorid sind enthalten in

Garnelen 1,250 kg
Butter 1,5 kg
schwarzer Tee 2 kg
Muskelfleisch  2 kg
Fisch 6,5 kg
Gemüse 10 kg
Obst 20 kg
Brot 20 kg

Wie hoch ist der Tagesbedarf?

Der Fluorid-Bedarf ist von Alter und Geschlecht abhängig. Abhängig vom Fluoridgehalt im Trinkwasser, kannst du relativ exakt bestimmen, wie viel Fluorid du zusätzlich aufnehmen solltest.

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt Werte von 0,25 bis zu knapp 4 mg Fluorid täglich.

Im Alter von bis zu 4 Monaten werden Jungen und Mädchen täglich 0,25 mg Fluorid empfohlen, Kinder bis zu einem Jahr sollten 0,5 mg zuführen. Bis zu 4 Jahren sollten 0,7 mg, bis zu 10 Jahren 1,1 mg und bis zu 13 Jahren 2 mg aufgenommen werden.

Dann trennen sich die Werte für männliche und weibliche Jugendliche und Erwachsene. Junge Männer bis zu 19 Jahren sollten 3,2 mg Fluorid aufnehmen, für junge Frauen gleichen Alters wurde die Menge mit 2,9 mg Fluorid etwas geringer angesetzt. Erwachsene Männer sollten täglich 3,8 mg Fluorid zuführen, erwachsene Frauen 3,1 mg. In diesen Bedarfswerten sind jeweils alle Zufuhren aus der Nahrung, aus dem Trink- und Kochwasser und aus Fluorid-Ergänzungen enthalten.

Deckt die tägliche Ernährung den Bedarf an Fluorid?

Allein über die Ernährung ist es praktisch nicht möglich, genügend Fluorid aufzunehmen. Wie effektiv es vom Körper aufgenommen wird, hängt außerdem damit zusammen, wie Fluoride an Nahrungsbestandteile gebunden sind. Ergänzt du deine Fluoridzufuhr nicht mit fluoridiertem Salz oder Fluoridtabletten, so nimmst du pro Tag nur ca. 0,1 bis 0,5 mg von diesem Spurenelement auf. Hinzu kommt, dass größere Mengen an Aluminium, Kalzium oder Magnesium die Aufnahme erschweren.

Aufgrund der zu geringen Fluoridzufuhr aus der Ernährung setzen einige Länder darauf, dem Trinkwasser Fluorid zuzusetzen, um so den täglichen Bedarf zu decken. In Deutschland ist man allerdings der Ansicht, dass dies eventuell zu einer Überdosierung und zu hohen Aufnahmen führen könne. Insofern ist jeder Mensch selbst für sich verantwortlich, seinen Bedarf an Fluoriden zudecken.

Die empfohlenen Dosen richten sich nach den regionalen Fluoridanteilen im Trinkwasser und nach dem Alter. Sie liegen zwischen 0,25 mg und 1 mg Fluorid und können über Fluoridsalz oder -tabletten ergänzt werden. In den meisten Regionen Deutschlands liegt der Fluoridgehalt im Trinkwasser unter 0,3 mg pro Liter. Dann sollten bei Kindern bis zu 4 Jahren täglich 0,25 mg Fluorid und bis zu 7 Jahren 0,5 mg ergänzt werden. Ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene sollten ebenso wie schwangere und stillende Frauen täglich 1 mg Fluorid ergänzen. Liegt der Gehalt im Trinkwasser bei bis zu 0,7 mg Fluorid pro Liter, können diese Werte halbiert werden. Ist der Fluoridgehalt im Trinkwasser höher, ist die Fluoridergänzung durch Tabletten oder Salz unnötig.

Typische Gruppen für einen Mehrbedarf an Fluorid sind:

  • schwangere und stillende Frauen
  • Säuglinge und Kinder (Zahnbildung, Wachstum)

Fluoridmangel

Ein Fluoridmangel erhöht das Kariesrisiko. Bei zu wenig Fluorid findet dann eine unzureichende Mineralisierung des Speichels und des Zahnschmelzes statt. Die Folge: Zähne sind labiler und empfänglicher für den Befall mit Kariesbakterien. Dieser Umstand hat gerade für Kinder eine große Bedeutung. Deshalb wurde in der Vergangenheit viel getan, um die Verbreitung von Karies bei Kindern zu verringern. Insbesondere fluroidhaltige Ergänzungen scheinen sich auszuzahlen. Der Kariesbefall bei Kindern ist zurückgegangen.

Trotzdem gibt es auch eine Kehrseite. Die Range zwischen einem Fluoridmangel und einer Überdosierung ist bei Fluoriden sehr klein. Der tägliche Bedarf und die Ergänzungsmöglichkeiten sind daher oft Streitthema. Wenn du bei Fluoridergänzungen allerdings die empfohlenen Dosierungen einhältst, musst du keine gesundheitlichen Risiken fürchten.

Fluoridüberschuss

Grundsätzlich gilt eine dauerhafte Aufnahme von bis zu 5 mg täglich für gesunde Erwachsene als nicht gesundheitsschädlich. Wer über einen längeren Zeitraum mehr als 5 mg täglich zu sich nimmt, riskiert unerwünschte Wirkungen mit der Zahnfluorose - in Einzelfällen bereits bei Aufnahmen von 2 bis 4 mg täglich über eine längere Zeit. Aber was sind die Symptome einer Fluorose? Der Zahnschmelz wird weich und kalkig-weiße Flecken sind zu beobachten. Bei anhaltender erhöhter Zufuhr können sich diese Flecken schließlich gelbbraun verfärben.

Bei viel höheren Zufuhren (10-25 mg täglich) können Erbrechen, Krämpfe und Schilddrüsenstörungen entstehen. Weiter kann das zu ernsteren Schäden mit Fehlbildungen am Skelett führen. Knochenschwund (Osteoporose) wird begünstigt, indem übermäßig viel Knochensubstanz abgebaut wird. Das begünstigt Knochenbrüche. Dazu können sich auch Weichteile kalzifizieren (verhärten). Allerdings ordnen Mediziner  diese Folgen eher als nur theoretisch vorhandenes Risiko ein. Es sei praktisch unmöglich, regelmäßig so viel des Spurenelements zu konsumieren.

Sind Fluorid-Präparate sinnvoll?

Alleine aus der Nahrung nehmen wir zu wenig Fluoride zu uns. Deshalb kann in einigen Situationen der Einsatz und die Hinzunahme von Fluorid-Supplements durchaus sinnvoll sein

Fluorid-Ergänzung zur Vorbeugung von Karies?

Um Karies vorzubeugen, wird eine Supplementierung empfohlen. Neben Fluorid-Zahnpasten und Fluoridgele können die Zähne auch vom Zahnarzt auf spezielle Weise fluoridiert und behandelt werden, wenn ein erhöhtes Risiko für Karies vorliegt.

Bei Kindern können mit Fluorid angereicherte Kinder-Zahnpasten (angepasst an ihren Bedarf) vor Karies schützen. Fluorid-Zahnpasten für Erwachsene sind höher dosiert und daher für Kinder ungeeignet. Fluoridierte Zahnpasten sollten einige Zeit im Mund behalten werden, damit das Fluorid vom Zahnschmelz aufgenommen werden kann. Die Zahnpasta sollte aber nicht herunter geschluckt werden. Wenn Eltern dem Kind beim Zähne putzen helfen, putzen Kinder ihre Zähne nicht nur sorgfältiger, sondern spülen ihren Mund auch besser.

Abgesehen von den fluoridisierten Zahnpasten zum Schutz vor Karies sollte jeder Mensch darüber nachdenken, seinen Fluoridhaushalt mit Tabletten oder Salz zu ergänzen. Grundsätzlich sollte man sich für eine Option entscheiden. Die genauere Dosierung ist dabei mit Tabletten möglich. Gerade schwangeren und stillenden Frauen und bei Kindern ist dazu zu raten. Über die im Einzelfall geeigneten Dosierungen kann der Frauen- und Kinderarzt informieren.

Fluoridiertes Speisesalz

Fluoridiertes Speisesalz enthält 0,25 mg Fluorid pro Gramm. Bei einer üblichen Verwendung von Salz musst du also nicht mit einer Überdosierung rechnen. Das gilt auch dann nicht, wenn fertige Lebensmittel, beispielsweise Brot, mit fluoridiertem Salz gebacken werden.

Fluorid-Ergänzung zur Therapie von Osteoporose?

Fluoride werden teilweise auch zur Bekämpfung von Osteoporose eingesetzt. Allerdings hält sich die therapeutische Wirkung in Grenzen und ist nicht so groß wie zunächst angenommen. Vielmehr wird Osteoporose durch einen Mangel an verschiedenen Nährfaktoren hervorgerufen. Daher ist die Ergänzung eines einzelnen Nährstoffes nicht die Lösung.  Sinnvoller ist es, bei Osteoporose neben den üblichen Therapien alle benötigten Nährstoffe zu ergänzen. Dazu gehören neben Fluoriden vor allem die Vitamine C, D, K, die B-Vitamine und die Mineralstoffe Kalzium, Magnesium, Kupfer und Zink.